SUPER A: BAD JOKE (WHITE LIES)
Live-Performance am 26. September 2014, ab 19:00 Uhr
Das kulturelle Phänomen des Blackfacing gehört zu den dunklen Kapiteln der USA und ist ein hässliches Erbe ihrer Kultur. In einer Art Doublebind sahen sich nämlich viele weiße, aber auch schwarze Musiker in den letzten 250 Jahren in den Vereinigten Staaten gezwungen, sich ›schwarz‹ zu färben und ihr Gesicht mit Stiefelpech anzumalen, um die Erwartungen des Publikums zu erfüllen: eben dass nur Schwarze den ›Blues im Blut‹ hätten. Dabei schaut das Blackfacing auf eine lange Tradition der Diskriminierung von afro-amerikanischen Bürgern zurück und findet ihr unseliges Echo nicht zuletzt heute immer noch, etwa in den Stereotypen der Comicwelten oder im Ghetto Chique der Hipsterbewegung mit ihrer konsumistischen Verherrlichung des authentisch Anderen.
Der melanesische Cargo Cult dagegen ist das Double des Doubles. Der Cargo Cult ist eine kultische Bewegung, die in den südpazifischen Inseln um das Bismarck-Archipel Mitte der 1950er Jahre entstand. Nach dem Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte, die dort seit dem Zweiten Weltkrieg stationiert waren, begannen die Inselbewohner mit einfachsten Mitteln, diese Amerikaner nachzuahmen. Die Einwohner Melanesiens bauten fortan Flugzeuge aus Bambushölzern, rodeten Landebahnen in den unberührten Dschungel und beten in ausgefallenen Zeremonien, in denen sie die wellenartigen Bewegungen der amerikanischen Fluglotsen imitierten, das große Andere, den Cargo an; immer in der Hoffnung, die Amerikaner und ihre Schätze kommen zurück. Und was sich dabei – auf den ersten Blick zumindest – als primitiver Animismus darstellt, ist alles andere als das. Es ist ein raffinierter Umgang und die Umkehrung des Konsums rassistischer Stereotypen. Der Cargo Cult ist die gezielte Bestätigung der Erwartungen, eben: was es heißt ›primitiv‹ zu sein.
Die Arbeit Bad Joke (White Lies) nimmt sich dieser beiden kulturellen Stränge an und verwandelt sie in ein körperlich quälendes Erlebnis – für Publikum, wie Akteur. Das Alter Ego des amerikanischen Stuntmans Evil Knievel, Super A, Theologe, Agitator und praktizierendes Mitglied des Cargos Cults erzählt Witze. Schlechte Witze. In einem etwa 10-minütigen Auftritt atmet er bis zur nahen Bewusstlosigkeit das Edelgas Helium ein und erzählt in piepsiger Mickey-Mouse-Stimme die schlechtesten Witze der Welt: »Every time I tell my friends I'm going to be a comedian, they laugh.« (Super A)
Jens Kabisch
Kurzbiografie
Super A wurde als Alter Ego des weltberühmten Stuntman Evil Knievel bekannt. Heute ist er Theologe, Agitator und praktizierender Cargo Cultist. Super A lebt unter uns.
Super A aka Evil Knievel: Bad Joke (White Lies)
Dortmunder U | Ebene 3