Zu sehen vom 1. – 28. Februar 2015
Wie wirkt sich der Strukturwandel von alten zu neuen Industrien auf Menschen und Orte aus? Was ist ein Gebäude, wenn es nicht mehr das ist, was es früher war? Welche Geschichten können wir sehen, welche bleiben unsichtbar?
Nina Fischer und Maroan el Sani haben The Line (Die Linie) in der ehemaligen Nakskov-Werft im Süden von Dänemark gefilmt. Große Teile der Werft sind inzwischen abgerissen. Protagonist des Films ist ein ehemaliger Schiffsbauer, der nur schwer von seinem Job lassen kann. Wir folgen seinen Bewegungen, zuerst im Schablonen-Raum, wo man alte Zeichnungen einer Fähre, eines Tankers und von Teilen der Farø-Brücke im 1:1 Maßstab sehen kann, dann, wie er auf das Werftgelände hinausgeht - vorbei an Schrottschiffen, Kränen und Windturbinenschaufeln. Während dessen zeichnet der ehemalige Schiffsbauer hinter sich eine durchgehende Linie, so als wolle er eine Verbindung zwischen der traditionellen (d.h. analogen) Schiffsbauweise und modernen (d.h. auf digitalen Entwürfen basierenden) Bauweisen von Windturbinen herstellen.
The Line thematisiert den Identitätsverlust, der eintritt, wenn eine Gemeinschaft ihre Beschäftigung und ihr traditionelles Handwerk verliert. Der Film erinnert uns daran, dass heutige digitale Produktionsweisen angestammte Arbeitsprozesse unsichtbar - und gegebenenfalls überflüssig - machen. Fischer und el Sani erkunden die Leere des Gebäudes und des urbanen Raums, deren Zukunft ungewiss ist, und übersetzen die so entstandene Spannung und Unsicherheit in Bilder.
(Christian Skovbjerg Jensen, www.fischerelsani.net)