Zu sehen vom 1. – 31. August 2015
Das tschechische Wort „sjezd“ ist mehrdeutig. Es kann eine „Abfahrt“ bezeichnen, z.B. von einem Berg - mit einem Fahrrad oder einem Skateboard. „Sjezd“ kann auch „Versammlung“ bedeuten – einer politischen Partei oder von Menschen mit ähnlichen Interessen. Als Verb kann „sjezd“ z.B. ‚Bilder oder Material durchsuchen’ bezeichnen – oder, wenn jemand eine Person „sjíždí“ – ‚harsch kritisieren’.
Martin Kohouts Video Sjezd (2014) wurde mit einem Mobiltelefon aufgenommen, das während der Aufnahme über verschiedene Oberflächen im schweizerischen Kanton Tessin fährt. Es erinnert an ein Skateboarding-Video – aus der Ego-Shooter Perspektive: Das Telefon knattert über Geländer, springt über Treppenabsätze, schrammt an Wänden entlang, rattert über Asphalt und Mauern, gleitet über einen Drahtzaun und schrappt über eine Sitzbank. Metall auf Metall, Plastik auf Stein, Glas auf Holz. Der Sound macht aus der visuellen Erfahrung eine regelrecht physische. Der Soundtrack stammt von Kohouts Projekt TOLE und Jahmigas ‘Whiskey Bar‘, während eine Radiostimme von “global warming” spricht. Ab und zu sieht man den Schattenwurf des Künstlers, mal tauchen im Bruchteil einer Sekunde Silhouetten aus Computergames auf. Gegen Ende werden Bildkomprimierung und -stabilisierung instabil – und die Footage fast ekstatisch. Diese „Abfahrt“ fährt einem direkt unter die Haut.
Bio
1984 born in Prague, Czech Republic
1990 first knock-out tooth (fall from tricycle to the road)
1993 two times knock-out tooth (fall when walking on a paving, and slip on a wet foliage while pushing a concrete block up to the hill)
1996 two knock-out teeth (fall from a bicycle)
1997 knock-out tooth by a classmate of dyslexia class during prankish attack by a ping-pong bat
2010 broke tooth while eating candy
Martin Kohout lebt in Berlin.