Zu sehen vom 1. – 30. September 2016
Nach seinem Video Wonderland (2013), das im Rahmen der Istanbul Biennale zu internationaler Bekanntheit gelangte, produzierte Altındere Angels of Hell (2014). Angels of Hell ist ein Video, das eine besondere Form von Hölle zeigt: Hier bleiben sowohl Engel also auch der Teufel ambivalent. Berühmte Stuntmen aus dem türkischen Kino der 1970er Jahre treten auf. Und die Hauptdarsteller sind eine Überraschung: der nur 118 cm große Mirac Bayramoglu, die weibliche Bodybuilding-Meisterin Isil Aktan und Goksel Kaya, der Mustafa Kemal Atatürk ähnelt.
Murat Alat schrieb in seinem Katalogtext für die Ausstellung “Reality is Elsewhere”, dass Angels of Hell eine Parodie der mafiösen Machtstrukturen in der Türkei sei. Das technisch bemerkenswert umgesetzte Video erzählt in der Tat eine absurde Mafia-Geschichte. Die zwei surrealen Hauptdarsteller – ein Mann, der wie Atatürk aussieht und eine Frau, die so stark ist, dass sie jeden Mann umhauen kann – sind ins echte Leben zurückgekehrt. Insbesondere der Darsteller, der eher wie eine Wachsfigur Atatürks aussieht, sowie der monumentale Atatürk-Kopf, der in einen Berg in Izmir geschlagen wurde, verweisen darauf, dass das Bild Atatürks in der Türkei eine fast surreale Bedeutung angenommen hat.
Halil Altındere ist derzeit auf der Berlin Biennale vertreten (bis 18. September) und ab 14. September 2016 mit einer Einzelausstellung im Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k) („Space Refugee“). Seine neue Arbeit "Köfte Airlines" wird im Rahmen des Festivals "Ästhetik des Widerstands - Peter Weiss 100" im Berliner HAU2 präsentiert (ebenfalls ab 14. September).
Halil Altindere (*1971) ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler in der Türkei. Seine künstlerische Praxis zeichnet sich durch mediale Vielfalt aus; er macht Videos, Skulpturen, Fotografie, Installationen, Performances – bis hin zu kollaborativen Herausgaben und kuratorischen Projekten. Seine Arbeiten sind in wichtigen internationalen Museen und Institutionen gezeigt worden, so z.B. im MoMA, New York, im Centre Pompidou, CA2M, Tanas Berlin, Pilot Gallery Istanbul, Maxxi, Mam, Istanbul Modern, MAK, ZKM, etc. Er nahm auch an der Documenta, Manifesta und den Biennalen von Gwangju, Istanbul, Sao Paulo, Cetinje, Berlin und Kiew teil. Seine Arbeiten sind in internationalen öffentlichen Sammlungen vertreten, so z.B. im MoMA, Sharjah Foundation, Kadist Foundation, Centre Pompidou, Vehbi Koc Foundation. Er ist der Herausgeber von “Bedienungsanleitung: 1975-2015 Zeitgenössische Kunst in der Türkei Vol. 1 und Vol. 2,” “101 Kunstwerke” und “Zeitgenössische Türkische Kunst für Kinder”.