In der Serie HMKV Video des Monats stellt der HMKV im monatlichen Wechsel aktuelle Videoarbeiten internationaler Künstler*innen vor – ausgewählt von Inke Arns.
Fabian Bechtle: Encounter
HMKV Video des Monats
Zu sehen vom 1. – 31. März 2018
In der Videoarbeit Encounter (dt. Begegnung) ist eine Masseurin zu sehen, die den monumentalen Granitkopf des 1992 abgebauten Berliner Lenin-Denkmals einer traditionellen Thai-Massage unterzieht. Zunächst im Umland Berlins vergraben, findet sich der Kopf heute in der Zitadelle Spandau wieder, in einer Dauerausstellung zu den Denkmälern Berlins. Encounter inszeniert die Begegnung radikal unterschiedlicher traditioneller und politischer Konzepte.
Die Masseurin begegnet dem massiven, auf der Seite liegenden Lenin-Monument mit einer vitalisierenden Kopfmassage. Die heute praktizierte traditionelle Thailändische Massage ist eng mit dem Buddhismus verbunden. Es kursiert auch die Annahme, die buddhistischen Mönche selbst hätten die Thai-Massage entwickelt, um sich von den Folgen langer Meditationsstellungen zu kurieren. Der Fokus auf die Hände der Performerin dokumentiert die Behandlung, weist aber auch auf die Entstehung der Skulptur durch die Hände einer Bildhauerin hin. Demnach ist „Encounter" hier nicht nur ein ironischer Kommentar auf den heutigen Zustand von ideologischer Repräsentation des „Helden der Oktoberrevolution", sondern verhandelt auch die mystifizierende Vorstellung von intuitiver künstlerischer Kreation. Der rote Granit des Lenin-Standbildes stammt aus der Ukraine.
Fabian Bechtle (*1980, DE) studierte in Leipzig und Lyon und lebt und arbeitet in Berlin. Von 2009 bis 2011 arbeitete er zusammen mit Armin Linke. Im Anschluss zog er mit eines Postgraduierten-Stipendium des DAAD nach Belgrad. Dort arbeitete er an einem Forschungsprojekt, das ihn auch in die Archive von Josip Broz Tito führte. Seie Arbeiten sind bei PACT Zollverein, Essen; Goethe-Institut, Rom; Fabricca del Vapore, Mailand; Bonner Kunstverein; ngbk Berlin; Museum für zeitgenössische Kunst und Museum für die Geschichte Jugoslawiens, Belgrad; und Trehgornaya Manufaktura, Moskau, gezeigt worden.