Eli Cortiñas: Walls Have Feelings

HMKV Video des Monats

 

01.–28. Februar 2022

In Walls Have Feelings beschäftigt sich Cortiñas mit der Ökologie von Objekten und ihrer Erscheinung. Das Video öffnet sich zum Mikrokosmos der Büros von Diktatoren und zeigt deren Architektur und Interieur. Neu gedrehte Szenen wechseln sich mit Nahaufnahmen und Landschaftsansichten aus Bildquellen und gefundenem Filmmaterial ab und enthüllen nach und nach die Protagonisten des Films: Büroräume und Wände, die unsichtbare Formen der Macht enthalten, verbergen und verstärken. Mächte, die aus dem Industriekapitalismus und politischen Diktaturen stammen und die wiederum die aktuelle neoliberale Art der wirtschaftlichen Produktion beeinflusst haben. Der Film verweist auf Arbeitstätigkeiten, die sowohl gegenwärtige als auch vergangene, körperliche und kognitive Formen der Ausbeutung widerspiegeln. Er mischt vertraute Szenen von Arbeitern, die die Fabrik verlassen, von Laboren, die allzu menschliche Roboter produzieren, und von den Werken der Künstler selbst, was alles zusammen einen navigierbaren, hypnotischen Loop ergibt. Cortiñas beschwört die animistische Kraft des Objekts herauf und erforscht etwas, das in ihnen eingebettet ist – daran erinnert uns der Titel. Das Video wird zu einem offenen Archiv im Prozess, das nicht nur von politischen Mächten und der daraus resultierenden Unterdrückung spricht. Es verarbeitet auch die Ästhetik, mit der diese Mächte agieren. „Die ethnische Säuberung der Geschichte ist zu einer Standardprozedur geworden" (...) "Die Vergangenheit zum Schweigen zu bringen ist zu einer Standardprozedur geworden", sagt Cortiñas. Indem sie verlorene und unsichtbare Ereignisse durch nachbearbeitete Bilder zeigt, erforscht sie das visuelle Gedächtnis und testet sowohl das kulturelle als auch das filmische Gedächtnis selbst. (Giulia Civardi, 2019)

Credits
Idee, Realisation und Montage: Eli Cortiñas
Sounddesign: Angel Cortiñas Hidalgo
Sprecherin: Marcy Mendelson
In Auftrag gegeben vom Kunsthaus NRW Kornelimünster
Gefördert durch die Fundación Botín

 

Über die Künstlerin

Eli Cortiñas ist eine Videokünstlerin kubanischer Abstammung, geboren 1979 in Las Palmas de Gran Canaria. Sie war Gastprofessorin an der Kunsthochschule Kassel, an der Kunsthochschule Mainz und Dozentin an der Sommerakademie in Salzburg. Derzeit teilt sie sich eine Professur für Raumkonzepte mit Prof. Candice Breitz an der Kunsthochschule Braunschweig. Cortiñas erhielt zahlreiche Stipendien und Aufenthaltsstipendien, u.a. von der Fundación Botín, dem Kunstfonds, der Villa Massimo, dem Film/Video-Stipendium des Berliner Senats, der Villa Sträuli, dem Goethe-Institut, dem Kölnischen Kunstverein, Rupert und Karl-Schmidt-Rottluff. Ihre künstlerische Praxis kann in der Tradition der Aneignung verortet werden, indem sie bereits vorhandenes audiovisuelles Material nutzt, um Identitäten und Narrative entsprechend neuer Diskurse zu de- und rekonstruieren. Ihre collagenartigen Videoessays und Installationen mischen gefundenes Bildmaterial mit dokumentarischen Strategien. Ihre Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Museen wie dem Museum Ludwig, der Pinakothek der Moderne, der Kunsthalle Budapest, dem CAC Vilnius, der SCHIRN Kunsthalle, SAVVY Contemporary, dem Museum Marta Herford, dem Kunstraum Innsbruck, dem Centro Atlántico de Arte Moderno, dem Centre Pompidou, dem Museum of Modern Art Moskau, dem Kunstmuseum Bonn und dem MUSAC u.a. gezeigt, sowie auf internationalen Biennalen und Festivals wie der Riga Biennale, der Ural Industrial Biennale, der Internationalen Biennale für junge Kunst Moskau, der Mardin Biennale, den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, der Internationalen Curtas Vila Do Conde und dem Nashville Film Festival und anderen. Cortiñas lebt und arbeitet in Berlin.

 

01.–28. Februar 2022

In der Serie HMKV Video des Monats stellt der HMKV im monatlichen Wechsel aktuelle Videoarbeiten internationaler Künstler*innen vor – ausgewählt von Inke Arns.

Eli Cortiñas

 

Walls Have Feelings

Video, 2019, 13:10 Min.

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