Prix de Rome 2002: Fotografie, Film & Video

03. November 2002 - 12. January 2003 Museum am Ostwall, Dortmund

FOTOGRAFIE

1. Preis: Elspeth Diederix
2. Preis: Cuny Janssen
Basispreise: Thomas Manneke und Carla van de Puttelaar
Jury: Paul Kooiker, Daniëlle Kwaaitaal, Jean Hubert Martin, Oliviero Toscani, Thomas Struth, Janwillem Schrofer (Vorsitz)

FILM / VIDEO

1. Preis: Igor Sevcuk
2. Preis: Jasper van den Brink
Basispreise: Saskia Olde Wolbers und Diana Ramaekers
Jury: Peter Bogers, Madelon Hooykaas, Mani Kaul, Geert Mul, Mark Nash, Janwillem Schrofer (Vorsitz)

Intro

Mit dem Prix de Rome 2002: Fotografie / Film & Video präsentiert das medien_kunst_netz_dortmund in Kooperation mit der Rijksakademie van beeldende Kunsten, Amsterdam, vom 3. November 2002 bis 12. Januar 2003 im Museum am Ostwall Dortmund die Werke der acht PreisträgerInnen der wichtigsten niederländischen Auszeichnung für junge Kunst.
Der Name des 1817 gegründeten "Prix de Rome" rührt daher, dass früher die PreisträgerInnen ein Stipendium in Rom erhielten. Heute bestehen Nominierung und Preis neben dem Preisgeld in der Bereitstellung von Produktionsmitteln.
Der „Prix de Rome“, der im Jahr 2002 in den Kategorien „Fotografie / Film & Video“ ausgelobt wurde, wird mit der Präsentation in Dortmund erstmals außerhalb der Niederlande gezeigt.
Welche internationale Bedeutung dem „Prix der Rome“ zukommt, wird bereits aus der Besetzung der Jury deutlich: Im Bereich Fotografie sind dies neben Paul Kooiker und Daniëlle Kwaaitaal auch Jean-Hubert Martin, Direktor des Museum Kunst Palast Düsseldorf sowie der Becher-Schüler und Fotograf von Weltrang, Thomas Struth. Oliviero Toscani wiederum gilt als das „Enfant Terrible“ der Werbefotografie, sorgte er doch mit seinen provokanten Kampagnen weltweit für Aufsehen.
Im Bereich Video diskutierten der diesjährige documenta-Co-Kurator Mark Nash, der Künstler Peter Bogers, der bereits mehrfach in Dortmund zu sehen war, sowie Madelon Hooykaas, Mani Kaul und Geert Mul um die Platzierungen der Künstler. Beide Jurys tagten unter dem Vorsitz von Janwillem Schrofer, Präsident der Rijksakademie van beeldende kunsten, Amsterdam.

KünstlerInnen

 

Fotografie

Elsbeth Diederix (1. Preis) ist ständig unterwegs. Während ihrer langen Reisen findet sie skurrile Settings aus Abfall, widmet sich dem Randständigen, Nebensächlichen, „Unschönen“. Neben den „lebendigen Leblosigkeiten“, die sie als vorgefundene Kompositionen aus verschiedenen, oft verfremdenden Perspektiven heraus beleuchtet, arrangiert sie surreale Situationen, in denen der Mensch in eine Objektwelt verpflanzt wird, welche die Poetik seiner Neurosen offenbart.

Cuny Janssens (2. Preis) an Thomas Struth und Rineke Dijkstra geschulten Kinderbilder sind getragen vom Engagement der Fotografin hinter der Kamera. Sie öffnet den Blick der Kinder hin zu einer sehr eigenwilligen Aussage der abgelichteten Persönlichkeiten. Dabei zeigen die Kinderblicke eine Ernsthaftigkeit, welche der bevorzugten Verniedlichung seitens der Erwachsenenwelt diametral gegenübersteht.

„Meine Fotografie registriert eher, als dass sie etwas erschafft“, beschreibt Thomas Manneke (Basispreis) seine Arbeitsweise. Im Rahmen spontaner Fotosessions beziehen die Fotografierten in einem mehr oder weniger erkennbaren Umfeld Stellung. Dabei wird keine typologische, fiktionalisierte Reihung produziert. Vielmehr changiert jeweils die Perspektive, die Nähe der Porträtierten zum Objektiv.

Betrachtet man die Aktfotografien von Carla van de Puttelaar (Basispreis), so sieht man sich unwillkürlich mit der Frage nach dem voyeuristischen Blick konfrontiert. Van de Puttelaar porträtiert Frauen bei der Masturbation. Im Unterschied zur Pornografie verdeutlichen die Bilder auf formaler Ebene eine Spaltung zwischen der Verschlossenheit der Porträtierten und dem Blick des Betrachters.

Film & Video

Igor Sevcuk (1. Preis) aus Bosnien durchkreuzt die Fragen nach der Konstruktion von Identität – bezogen auf seine eigene Herkunft: Sevcuk, der ursprünglich aus der Ukraine stammt, kehrte für seinen neuen Film nach Bosnien zurück um seine Familie zu dokumentieren. „Mein Film handelt von Sprache”, sagt der Künstler und betont damit einen der wesentlichen Momente der Identitätsstiftung.

Mit seiner Videoinstallation lotet Jasper van den Brink (2. Preis) die technischen Verfahren der Meteorologie als Mittel für sein künstlerisches Tun aus. Sein Anliegen ist es, neue Perspektiven auf die uns vermeintlich so bekannte und vertraute Welt zu geben. Die hier gezeigte Installation verknüpft den scheinbar all erfassenden Blick der Vogelperspektive mit der Intimität des Selbstportraits.

Saskia Olde Wolbers (Basispreis) surrealistisch anmutenden Videos basieren auf tragische Begebenheiten, die man tagtäglich der Presse entnehmen kann: zum Beispiel die Geschichte eines Mannes, der seiner Familie 18 Jahre lang vorspielte, er sei Arzt in einer genuesischen Klinik. Als der Schwindel aufflog brachte er die gesamte Familie um. Die Künstlerin widmet sich in ihrem Video den vermeintlich unwichtigen Details dieser Geschichte...

Einen formalästhetischen Einsatz neuer bildgebender Verfahren bevorzugt Diana Ramaekers (Basispreis) in ihren Arbeiten. Mittels Dia- und Videoprojektionen formuliert sie eigene, von Farbe und Form dominierte Räume in einer von ihr vorgegebenen Ausstellungsarchitektur. Durch subtile Betonungen und das reale Setzen von Lichtern entsteht ein konstruktives Ineinander farbiger Leuchtflächen, die im Zusammenspiel fiktive Räume im Raum bilden.

Der Prix de Rome

Der „Prix de Rome“ ist der wichtigste Förderpreis für junge KünstlerInnen und ArchitektInnen der Niederlande. Er wird von der niederländischen Regierung in Kooperation mit der Rijksakademie van beeldende kunsten, Amsterdam, ausgelobt. 1817 von König Willem I gegründet, wurde er im Jahre 1870 per Gesetz durch König Willem III festgeschrieben. 1985 wurde eine neue Struktur für den Preis eingeführt. Mit diesen Änderungen stieg neben dem Ruf des Preises innerhalb der Foto- und Medienkunstszene auch die Qualität der eingereichten Arbeiten.

Der „Prix de Rome“ wird jedes Jahr für eine andere Disziplin ausgelobt: Fotografie / Film & Video, Skulptur / Kunst im öffentlichen Raum, Zeichnung / Grafische Kunst, Malerei / Darstellende Künste, Architektur / Stadtplanung & Landschaftsarchitektur.

Der erste Preis ist mit 20.000 Euro, der zweite Preis mit 10.000 Euro dotiert. Zudem werden zwei Basispreise zu je 5.000 Euro vergeben.

Das Procedere der Preisvergabe setzt sich aus drei Abschnitten zusammen. In einer Vorrunde schicken Interessierte ihre Arbeiten ein. Je nach Kategorie schwankt die Zahl zwischen 100 und 600 Einsendungen. Die Jury wählt maximal vier KandidatInnen pro Disziplin für die Finalrunde aus. Die Nominierten erhalten ein dreimonatiges Arbeitsstipendium. Während dieser Zeit können die NachwuchskünstlerInnen die Einrichtungen und Werkstätten der Rijksakademie in Amsterdam nutzen und erhalten kostenloses Arbeitsmaterial. Zudem steht die Organisation des „Prix de Romes“ helfend zur Seite. Die Jury lobt die Preise auf der Basis der in diesem Zeitraum entstandenen Arbeiten aus.

Förderer und Kooperationspartner

Ein Projekt des
medien_kunst_netz dortmund
> hartware > Museum am Ostwall > Kulturbüro Stadt Dortmund

in Kooperation mit
der Rijksakademie van beeldende kunsten, Amsterdam, NL

Der "Prix de Rome 2002: Fotografie, Film & Video" wurde unterstützt durch

das Ministerie van OCenW (Wettbewerb und Preisgelder)
die Rabobank Nederland (Präsentation)

Die Präsentation des "Prix der Rome" in Dortmund wird gefördert durch

Mondriaan Stichting, Amsterdam
Niederländische Botschaft in Berlin

Nach Dortmund gastiert der "Prix de Rome 2002" im
Institut Néerlandais, Paris
30. Januar – 9. März 2003

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